Projekt und Buch: „Die Grenzen des Wachstums: Eigene Endlichkeit“

Gießen, den 10.7. 2021           Kennzeichen des gegenwärtigen, von den Geophysikern als Anthropozän – das von der Menschheit gemachte – bezeichnete Erdzeitalter, ist der Golfschläger, in seiner abrupt nach oben gebogenen beschreibenden Form des exponentiellen Wachstums. Wachstum von allem „Menschengemachten“, bei sich gleichzeitig einstellenden Mangel und Verlust all dessen, was als „Natürlich“ zu bezeichnen ist.

Die Folgen der Missachtung der Grenzen wirtschaftlichen Wachstums sind erkennbarer denn je, denn all die kleineren und großen Neben-, Fern- und Folgewirkungen menschlichen Handelns haben sich in den letzten 20 Jahren – auf einem hohen Niveau anschlussnehmend – nochmals der Art kumuliert, dass nicht nur die biologischen Systeme auf deren Dekompensation zusteuern bzw. bereits irreversibel dekompensiert sind. Welche Rolle die bis heute weitestgehend unreflektierte, individuelle und gesellschaftliche Verleugnung der Tatsache der Endlichkeit menschlichen und damit des eigenen Lebens besitzt, bleibt in den geführten Ursachenbestimmungen unbeschrieben oder nicht gehört. Eine aktuelle empirische Arbeit an der annährend 1500 Personen teilgenommen haben unterstreicht, dass ein echtes Verständnis der eigenen Endlichkeit in der Bevölkerung oftmals fehlt, gleichzeitig popkulturelle Bilder der vermeintlichen Unsterblichkeit weitverbreitet sind und somit ein Bewusstsein für die auf Zeit gestellte Existenz fehlt. Die Herausgeber sind der Ansicht, dass dieses fehlende Verständnis Krisensituationen verschärft (bspw. durch fehlende Solidarität sowohl auf lokaler, regionaler oder globaler Ebene) bzw. ein Endlichkeitsbewusstsein in Krisensituation Quelle von Resilienz sein und bspw. im Zusammenhang mit der prekären Umweltsituation vermitteln könnte, dass Endlichkeit zur „conditio humana“ in allen Lebensvollzügen und -bereichen gehört. In wissenschaftlichen Kontexten, aber noch viel mehr in zivilgesellschaftlichen Zusammenhängen – auch im Rahmen altersangemessener Bildungsprozesse – sollte daher, jenseits religiöser oder weltanschaulicher Diskurse, ein besseres Verständnis der eigenen Endlichkeit geweckt und realistische und auch praxistaugliche Wege gezeigt werden, wie das Defizit zu überwinden ist. So wurden 22 Autor*innen gewonnen, die durch ihre wissenschaftliche / fachliche und auch auf Lebenserfahrung begründete Perspektive, dem Leser eine Zusammenschau bzw. Überblick zum Thema und auch eine Nachbetrachtung der Corona-Pandemie zu ermöglichen.