Regionale Ökonomie : Bürger mobilisieren ihre eigenen Ressourcen

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Prof. Dr. Hans-H. Münkner schrieb in seinem Buchbeitrag über die regionale Ökonomie

Helmut Euler: Das Geld des Dorfes dem Dorfe

Obgleich Kenntnisse über Genossenschaften oft fehlen, Vorurteile weit verbreitet sind und Genossenschaftslehre im Unterricht an Schulen und Universitäten eher die Ausnahme, als die Regel ist, zeigt sich in den vergangenen Jahren verstärktes Interesse an der Gründung neuer Genossenschaften.

Wie zu Zeiten Raiffeisens und Schulze-Delitzschs entwickeln sich mit Bio-Energiedörfern, genossenschaftlichen Dorfläden und Kooperation im Gesundheitswesen replizierbare Modelle neuer Genossenschaften, die zahlreiche Nachahmer finden.

Als neuer Trend ist zu beobachten, dass der Nutzerkreis sich erweitert. Von einer begrenzten Selbsthilfegruppe für individuelle Zwecke kommt es häufiger zu lokalen und regionalen Bürgergruppen zu Verfolgung kommunaler und regionaler Zwecke, wo der Staat sich zurückzieht und kommerzielle Investoren kein Interesse zeigen. Bürger mobilisieren ihre eigenen Ressourcen um Infrastruktur zu erhalten und auszubauen, Lebensqualität in der Kommune nachhaltig zu verbessern, Arbeitplätze außerhalb der Landwirtschaft zu schaffen, Selbstversorgung mit Energie, Nahrungsmitteln und sozialen/kulturellen Dienstleistungen zu organisieren.

Dafür wurden durch die Genossenschaftsrechtsnovelle 2006 die rechtlichen Rahmenbedingungen verbessert. Es werden Gründungshilfen organisiert und Gründungskosten gesenkt. Typisch genossenschaftliche Finanzierungsregeln werden wieder entdeckt und zeigen den Weg zur Mobilisierung örtlicher Ressourcen für örtliche Entwicklung nach dem Motto „Stärkung der örtlichen Infrastruktur mit eigenen Ressourcen“.

Helmut Euler, Vorstandsvorsitzender der VR Bank Hessenland eG spricht in einem Bericht in der Oberhessischen Presse (vom 26.05.2011, S. 27) von der VR Bank Hessenland „als Impulsgeber, nicht als investierender Akteur: Das Geld des Dorfes dem Dorfe“ und von Geldanlagen, „die den Bürgern die Teilhabe an der Wertschöpfungskette ermöglichen“.

Kurzbiographie von Prof. Dr. Hans-H. Münkner

Geboren 1935. Jurastudium in Marburg, Mainz und Berlin 1955 – 1961, Abschluss mit 1. juristischem Staatsexamen. Ausbildung als Genossenschaftsberater für Entwicklungsländer 1962/63, 1970 Promotion zum Dr. jur. am Fachbereich Rechtswissenschaften der Philipps-Universität Marburg, mit einer Arbeit zum afrikanischen Genossenschaftsrecht. 1972 Ernennung zum Professor für in- und ausländisches Gesellschaftsrecht und Genossenschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg. 1972-1991 Mitglied des Direktoriums, von 1991 bis 2000 geschäftsführender Direktor des Instituts für Kooperation in Entwicklungsländern der Philipps-Universität Marburg. Seit 2000 im Ruhestand.Gastprofessuren: 1982-1988 Universität Padjadjaran (UNPAD), Bandung, Indonesien; 1993 Universität Paris V, René Descartes.
Forschungsschwerpunkte: Gesellschaftsrecht und Bodenrecht der Entwicklungsländer, insbesondere Genossenschaftsrecht (Gesetzgebungsberatung) und Selbsthilfeförderung in Afrika und Asien, Einsätze als Berater im Rahmen internationaler (FAO, ILO, UNIDO UNDAT, IFAD) und bilateraler Entwicklungszusammenarbeit (GTZ, FES, KAS) in Afrika, Asien, Pazifik, Lateinamerika. 1987-1991 Koordinator des Großprojekts der DG BANK „Strukturfragen der deutschen Genossenschaften“.
Gesetzgebungsberatung im Bereich Genossenschaftsrecht in Europa (Malta 1978/79); Afrika (Obervolta/Burkina Faso 1978-1980; Tansania 1982/83; Lesotho 1984; Guinea/Conakry 1985; Zimbabwe 1986-88; Kamerun 1990-92; Kenia 1994; Côte d’Ivoire 1995; Mauritius 1997); Asien (Singapur 1974/75; Thailand 1979/80 und 1994; Pakistan 1983; Malaysia 1989); Süd-Pazifik (Solomon Islands und Tuvalu 1987).

Mitgliedschaften: Seit 1973 Mitglied des Board of Trustees, seit 1992 Patron und seit 2009 Fellow der Plunkett Foundation for Co-operative Studies, Oxford. Seit 1974 Vorstandsmitglied der Gesellschaft für afrikanisches Recht. Mitglied des Grundwertekomitees und von der Reference Group für die Reform der Genossenschaftsprinzipien des Internationalen Genossenschaftsbundes (IGB), Genf (1990 bis 1995). 1994-1999 Mitglied des Beirates Bodenrecht und Bodenordnung der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), Eschborn. Mitglied der Faculté Européenne des Sciences du Foncier, Strasbourg. Seit 1990 Mitglied der Asociación Internacional de Derecho Cooperativo, Universidad de Deusto. Seit 1995 Ehrenmitglied der British Co-operative Law Association.

Prof. Dr. Hans Münkner ist ebenso Verfasser zahlreicher Bücher und Aufsätze über die Themen Genossenschaftstheorie, Recht der Selbsthilfeorganisationen, Selbsthilfeförderung, afrikanisches Bodenrecht, Recht und Entwicklung und Gesetzgebungsberatung.