Palliativ-Versorgung

Eine Klinik ist keine Festung


Gießen, den 4.7.2022                                    Kliniken, die über gute Strukturen in der Betreuung Sterbender verfügen, haben in der Pandemie eindeutig profitiert, sagt Wolfgang George aufgrund seiner Beobachtungen in den beiden Pandemiejahren. Um solch eine mit strukturellen Entwicklungen einhergehende Sterbekultur zu entwickeln, braucht es die aktive Kooperation und Mitarbeit des Klinikmanagements.Siehe hierzu ein Interview

k&w Interview Sterben im KH 2022

Fehlendes Endlichkeitsbewusstsein und die Krisen im Anthropozän

Gießen, den 16.5.2022                    Das geplante Buch zum Themenkomplex „Eigene Endlichkeit“, hat eine Titelanpasung erhalten und wird am 15.10.2022 unter dem Titel: Fehlendes Endlichkeitsbewusstsein und die Krisen im Anthropozän im Psychosozial-Verlag erscheinen.

Nähere Informationen zu den Autoren und Inhalten unter: http://www.eigene-endlichkeit.de

Betreuungsorte sterbender Menschen in Deutschland 2017

Prof. Dr. Wolfgang George bei einem Hospiztreffen in Wetzlar (Foto: Wilfried J. Klein)

Prof. Dr. Wolfgang George bei einem Hospiztreffen in Wetzlar (Foto: Wilfried J. Klein)

Die meisten Menschen Deutschlands sterben auch 2017 in Krankenhäusern (ca. 50%) oder in Altenpflegeeinrichtungen (ca. 30%). Nur ca. 20% sterben zu Hause in der gewohnten Umgebung und sozialen Umfeld. Obwohl die weit überwiegende Mehrzahl sich dies wünschen.

In der ambulanten Palliativversorgung hat man große Fortschritte gemacht  (insbesondere durch Einführung der SAPV). Dank an der Lebensqualität des sterbenden Menschen orientierter Konzepte, zielt diese eine an den Bedürfnissen des Schwerstkranken an. Praktisch bedeutet dies etwa die Einbeziehung der Familie, Ermöglichung von Schmerzfreiheit und offene Kommunikation.

Auch die sich ambulant engagierenden Hospizgruppen und Fachpflegedienste ermöglichen den Menschen das Sterben in deren häuslichen Umwelt wieder umfassender als dies noch vor einem Jahrzehnt möglich war.

Nun gilt es die Verantwortung des Hausarztes – etwa im Rahmen der AAPV – wieder zu stärken, denn nur so erscheint es möglich auch flächendeckend und zu verantwortbaren Kosten den Trend wieder mehr Menschen das Sterben zu Hause zu ermöglichen, zu stärken.

Dass die meisten Menschen ihre letzten Lebensstage nicht in ihren eigenen vier Wänden verbringen, hat gewichtige Ursachen. Das immer höhere Lebensalter und die mit diesem einhergehende Multimorbidität und Pflegebedürftigkeit (a), der Trend der Verstädterung (b), kleinerer und in weiterer Entfernung voneinander lebende Familien (c),  die demographische Entwicklung mit mehr alten Menschen (d) um nur einige Gründe zu benennen, lassen davon ausgehen, dass sich eine Sterben in den Einrichtungen, trotz einer Anpassung der strukturellen Voraussetzungen der ambulanten Versorgung, so rasch nicht ändern wird. So ist vielleicht auch zu verstehen, dass das Gesetz zur Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung aus dem Jahr 2015 hier eine neue Qualität anzielt.

Gerade vor dieser Situation, stellt sich nicht nur für Angehörige sondern auch für die Versorgungsforschung die dringende Frage nach der erreichten Versorgungsqualität in den Krankenhäusern und Pflegeheimen und dies nicht nur in den palliativen Versorgungsbereichen.