Gibt es noch Zweifel, welcher Weg eingeschlagen werden sollte?

Hessische Zukunft Windenergie

Hessische Zukunft Windenergie

Um die international formulierten Klimaziele und die des Ausbaus regenerativen Energien zu erreichen, ist auch im Mittelhessen der nächsten Jahre ein reges Handeln zu erwarten. Dabei zeigt unser neuer Regionalplan mit welchem Energiemix und bei Beachtung welcher Wegmarken dies gelingen kann. Es ist offensichtlich: Nie war der formulierte politische Wille – über alle Parteigrenzen hinweg — größer, die Rahmenbedingungen für die geforderte Energiewende besser als dies gegenwärtig der Fall ist.Natürlich gibt es in Mittelhessen zahlreiche, bis heute unerschlossene Lagen, in denen die Windmühlen ihre Arbeit sofort aufnehmen könnten. Was spricht dagegen, Gewässer stärker als bisher zur Stromproduktion und zur Energiespeicherung einzusetzen? Auch sind Solartechnologie (nicht nur Fotovoltaik) und systematisch erschlossene Oberflächengeothermie möglich.

Nicht zuletzt ist unsere Heimat grünes Land: die Wetterau, der Vogelsberg und Westerwald, das Hinterland: Wohin das Auge reicht überall dominiert die Farbe Grün und die mit dieser einhergehenden Möglichkeit nachwachsend produziertem Rohstoffe aus Land- und Forstwirtschaft (und Abfallwirtschaft). Auch sind – wie sollte es anders sein — in Mittelhessen zahlreiche im Bereich der regenerativen Energien erfahrene Unternehmen angesiedelt, die an dieser Stelle nicht alle aufgezählt werden können.

Und nicht zuletzt verfügen wir über 3 Hochschulen. In diesen sind zwischenzeitlich Professoren aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen mit ihren Instituten und Mitarbeitern unterwegs. Ziel ist es, die Region mit innovativen Energiesystemen zukunftsfähig zu machen.

Was also verhindert die in der Luft liegende Goldgräberstimmung , wenn doch die Ressourcen, Technologien und auch der politische Wille zur Verfügung stehen?
Vergleicht man die Landkreise Mittelhessens so wird deutlich, dass es Unterschiede zum Stand des Ausbaus der regenerativen Energien gibt.

Marburg und das Marburger Land nehmen einen Spitzenplatz beim Ausbau ein und sind bereits seit über einem Jahrzehnt bei den erneuerbaren Energien aktiv. Hier gelang es besonnenen Akteuren, verschiedene Projekte mit den Bürgern auf den Weg zu bringen und einen Vorsprung zu gewinnen.

Einen aktuellen Ausdruck findet dies auch im Zuschnitt der Angebote der Stadtwerke Marburg, die ausschließlich Strom aus regenerativer Produktion einsetzen. Seit Fukushima konnten die Stadtwerke viele tausend neuer Kunden begrüßen. Man ist, etwas salopp formuliert, näher an den Bürgern dran.

Gegenwärtig stehen alle Akteure, egal ob verpflichtet oder auch aus eigenem Engagement vorgetragen, vor ähnlichen Hindernissen in ihren Umsetzungsplänen.

Neue Produktionsstätten und Infrastruktur-Maßnahmen (z.B. neue Stromleitungen und Trassen) scheitern vielerorts an ihrer Nicht-Durchsetzungsfähigkeit. Auch in Mittelhessen gibt es inzwischen einen Friedhof am „Bürgerwillen“ gescheiteter Projekte.

Das unsägliche Bild des Wutbürgers, der alles blockiert, so bald dieser seine (eher egoistische) Interessensphäre betroffen sieht, gilt als Schreckbild nicht nur für demokratisch legitimierte Vorhaben. Leider geraten auch gesellschaftlich notwendige, eigentlich unverhandelbare Projekte zunehmend in die Kritik der Bürgerschaft.

Ist es also tatsächlich die Bürgerschaft, der Wutbürger oder ist es die Politik, welche die anstehende Energiewende verhindert, wie es gerne kolportiert wird bzw. gibt es einen Königsweg, der aus diesem Dilemma führt? Ich glaube ja, das Zauberwort lautet wirtschaftliche Teilhabe der Bürger. Praktisch bedeutet dies, dass man auch die Bürger (einer Gemeinde) zu den ökonomischen (Mit-)Gewinnern der Energiewende macht.

Warum sollen die absehbaren Einnahmen und Gewinne der neuen Energie-Produktionsstätten nur in die Hände einzelner, häufig nicht in der Region beheimateter, Investoren fließen?

Und warum müssen die unzweifelhaften Nachteile der neuen Energie-Produktionsstätten, egal ob der Anblick von Windmühlen oder Biomasse-Produktion, auf Seiten der Anwohner und Bewohner verbleiben?

Wenn es gelingt, hier neu zu justieren und fairen Ausgleich zu schaffen, werden sicherlich nicht alle Betroffenen über Nacht zu Freunden der neuen Situation. Als Resultat ist aber eine vollständig neue Gesamtbewertung der Situation erzielbar.

Solch eine Bürger-Partizipation bedeutet für die betroffenen Kommunen aber auch den Unternehmen des Energiemarktes (wie etwa den Stadtwerken) bis heute ein Umdenken. Anstelle des passiven Kunden einen wirtschaftlich eingebundenen Partner und dies zu fairen Konditionen ist nicht unbedingt das favorisierte Geschäftsmodell. Genossenschaften sind in besonderem Maß geeignet die Interessen von auch kleineren Anlegern zu schützen. Es gab einmal 4000 davon.

Anstelle finanziell immer höher belasteter und abhängiger Gemeinden, neue Einnahmefelder durch regionale Wertschöpfungen und Konsolidierung des ländlichen Raum. Gibt es da noch einen Zweifel welcher Weg eingeschlagen werden sollte?

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