Besitzen gesundheitliche Risikofaktoren eine räumliche Struktur?
Es sind epidemiologische Ergebnisse und die mit ihnen verbundenen Erfahrungen, die deutliche Hinweise auf eine regional moderierte Beeinflussung von Krankheiten — von deren Entstehung bis hin zur Versorgungsstrategie — nahelegen.
So beschreiben bereits Becker und Wahrendorf in ihrem Krebsatlas 1981-1990 die regionalen Unterschiede in der Mortalität und Inzidenz verschiedener Krebsformen und begründen damit regional unterschiedliche Präventions-, Behandlungs- und Rehabilitationsstrategien.
Knorr und Wahrendorf 1997 begründen diesen Ansatz einer geographischen Epidemiologie und führen dazu unterschiedliche Lebensgewohnheiten, aber auch physikalisches Umweltgeschehen als determinierende Variable ein. Dabei werden die Autoren von Befunden geleitet, die es nahelegen, dass insbesondere die zu den Krankheiten führenden Risikofaktoren eine „räumliche Struktur“ besitzen. Auch diese Ergebnisse legen aus Sicht der Autoren regional abgestimmte Interventionsstrategien nahe.
Verschiedene Arbeiten des Robert Koch Institutes (RKI) zeigen regionale Dependenzen auf: Auch dort weiß man um den Sachverhalt, dass regionale Unterschiede im Hinblick auf gesundheitsrelevante Verhaltensweisen und die Verbreitung von gesundheitsbezogenen Risikofaktoren auf der einen, und auftretende Krankheiten auf der anderen Seite korrespondieren. Es ist eine gängige Auffassung, dass dieses Ergebnis nicht allein für die Versorgungsstrukturen relevant ist, sondern, dass dieser Befund auch für die Ursachenforschung berücksichtigt werden sollte.
Das RKI legte 3 Nationale Gesundheitssurveys und einen Bundes-Gesundheitssurvey 1998 vor, deren Daten richtungsweisende Aussagen über den Zusammenhang zwischen Wohnortgröße und Gesundheit enthielten. So ließen sich für diesen Parameter (oder diese Variable) beim Diabetes mellitus, bei Magen- und Darmkrankheiten ebenso bei Allergien, allesamt ausgewiesene Volkskrankheiten, deutliche Verteilungsunterschiede zeigen.
Dies sind nur einige Beispiele dafür, dass die beschriebene Über-, Unter- und Fehlversorgung auch eine regionale Begründungsursache besitzt bzw. dass sich eine Regionale Gesundheitsversorgung immer auch an den vor Ort bestehenden Krankheitsinzidenzen bzw. Verursachungen zu orientieren hat